Gebhardt Handbuch der Deutschen Geschichte / Das lange 19. Jahrhundert : Arbeit, Nation und bürgerliche Gesellschaft (Gebhardt Handbuch der Deutschen Geschichte 13) (10., neubearb. Aufl. Nachdr. 2014. XIX, 187 S. 215 mm)

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Gebhardt Handbuch der Deutschen Geschichte / Das lange 19. Jahrhundert : Arbeit, Nation und bürgerliche Gesellschaft (Gebhardt Handbuch der Deutschen Geschichte 13) (10., neubearb. Aufl. Nachdr. 2014. XIX, 187 S. 215 mm)

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  • ページ数 300 S.
  • 商品コード 9783608600131

Description


(Text)
Das lange 19. Jahrhundert erlebte die Geburt der klassischen Moderne. Es begann bereits mit der Französischen Revolution und endete mit dem Ersten Weltkrieg. Es war die bürgerlichste Epoche der deutschen Geschichte, geprägt von Industrialisierung, Kapitalismus, Nationalismus, Klassenkonflikten und ausgeprägter Ungleichheit der Geschlechter. Es war die Zeit der großen Migrationen und der entstehenden Zivilgesellschaft.
(Extract)
Das 19. Jahrhundert als Epoche

Dreierlei zeichnet eine historische Epoche aus. Sie ist von "epochemachenden" Ereignissen eingefaßt. Sie stellt einen inneren Zusammenhang dar. Was sie zusammenhält, unterscheidet sie zugleich von dem vorhergehenden und dem nachfolgenden Zeitabschnitt. Ist das 19. Jahrhundert eine Epoche der deutschen Geschichte?

Am Anfang des 19. Jahrhunderts stand die Zäsur der Französischen Revolution, der aus ihr folgenden napoleonischen Eroberung Deutschlands und eines tiefen Umbruchs. Beides führte zu einer Neuordnung Deutschlands. Kein anderes Ereignis hat so viele grundsätzliche Veränderungen in der europäischen Geschichte des 19. Jahrhunderts bewirkt wie die Französische Revolution, sei es als Folge, sei es als Reaktion. Dies gilt auch für die deutsche Geschichte, die sich damit als Teil der europäischen Geschichte zu erkennen gibt. Am Ende des langen 19. Jahrhunderts stand der Erste Weltkrieg. George Kennan hat ihn als die "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Der Erste Weltkrieg machte Epoche. Er verschlang das 19. und brachte das 20. Jahrhundert hervor.

In den vorangehenden Kapiteln wurde das 19. Jahrhundert in vier Längsschnitten untersucht: als Epoche der Industrialisierung, als Jahrhundert der Bevölkerungsexplosion und der Wanderungen, als Zeitalter der Nationalstaaten und als das bürgerliche Jahrhundert. Dadurch wurde die übliche Aufteilung in Wirtschafts-, Sozial-, Politik- und Kulturgeschichte vermieden. Deren Verknüpfung war das Ziel und jeder der vier Längsschnitte hat solche Verknüpfung versucht.

Zusammengenommen unterscheiden die vier Kapitel das 19. Jahrhundert von den Zeitabschnitten vorher und nachher. Industrialisierung, wie oben definiert, gab es im 18. Jahrhundert nicht; im 20. Jahrhundert lief sie allerdings weiter und nur allmählich aus. Das rasante Bevölkerungswachstum und die damit zusammenhängenden häufigen Wanderungen (zunächst nach Übersee und dann im Innern vom Land zur Stadt) ebbten nach dem Ersten Weltkrieg rasch ab. Die Wanderungen des 18. Jahrhunderts hielten sich auf viel niedrigerem Niveau, während das Bevölkerungswachstum sich schon seit den 1740er Jahren beschleunigte, wenngleich weit unter den Raten des 19. Jahrhunderts. Weder das 18. noch das 20. Jahrhundert könnte man als Jahrhundert der Nationalstaaten bezeichnen. Vor der Französischen Revolution fehlte es an Nationalstaaten im modernen Sinn. In der Zeit der Weltkriege geriet der Nationalstaat in eine tiefe Krise; europäische Geschichte des späteren 20. Jahrhunderts ist dadurch charakterisiert, daß sie die Nationalstaaten jedenfalls partiell in größeren Zusammenhängen aufhebt. Niemand käme schließlich auf die Idee, das 18. Jahrhundert als "bürgerlich" zu charakterisieren; das Bürgertum das 18. Jahrhunderts war klein und schwach, das Konzept einer bürgerlichen Gesellschaft wurde zwar in den Diskursen der Aufklärung entwickelt, aber noch nicht realisiert. Im 20. Jahrhundert glauben manche Historiker den raschen Niedergang des Bürgertums zu beobachten; mindestens für Deutschland vom Ersten Weltkrieg bis in die 1950er Jahre trifft das zu. Das Zeitalter der Diktaturen als bürgerlich zu bezeichnen, wäre absurd. Die Begriffe "Bürger" und "bürgerlich" verloren zeitweise an Inhalt (ausgenommen als polemische Begriffe, als Bestandteil linker wie rechter Kritik). Es bleibt umstritten und ist hier nicht weiter zu prüfen, ob in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Europa - zunächst nur im Westen, nach 1990 auch im Osten - eine Renaissance des Bürgertums stattfand. Für diese These spricht manches, und zweifellos endete das Jahrhundert mit einer Rückbesinnung auf die bürgerliche Gesellschaft im Sinn von Zivilgesellschaft. Kurz und gut, die vier Überschriften der vorangehenden Kapitel hätten weder für irgend eines der vorangehenden noch für das folgende Jahrhundert in Anspruch genommen werden können