Im Herzen Des Winters Roman

Im Herzen Des Winters Roman

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  • 製本 Paperback:紙装版/ペーパーバック版
  • 言語 GER
  • 商品コード 9783492230988

Description


(Extract)
"Am Rand des Waldes, wo es schon dunkel war, tannendunkel zur Mittagszeit, machte der Pilot halt. Im Vertrauen darauf, daß die Schatten ihn wenigstens für den Augenblick verbergen würden, blieb er, an einen Baum gelehnt, sitzen. Die anderen waren geflohen. Er war der letzte, der die Weide verlassen hatte, nachdem er gewartet hatte, bis sie alle, einer nach dem anderen, verschwunden waren, verwischte braune Schemen, die schnell vom Wald verschlungen wurden.Nein, nicht alle, zwei waren zurückgeblieben, der eine tot, der andere dem Tode nahe. Er konnte die angstvollen Fragen des Bordschützen jetzt nicht mehr hören. Die Kälte und die Verwundung hatten ihn zum Schweigen gebracht, vielleicht hatte auch das Morphium, das Ted ihm mit froststarren Händen verabreicht hatte, die schlimmste Angst betäubt. Ted hatte sich durch den schwer angeschlagenen Bomber bis zu dem Schützen vorgearbeitet. Er hatte ihn aus der Umklammerung des Metalls befr eit und zum harten Erdboden hinausgeschleppt, derselbst jetzt, am Mittag, noch reifgrau war. Die Verwundung im Unterleib war tief, zu tief, das sah Ted sofort. Der Bordschütze schrie laut und beschwor ihn, ihm Antwort zu geben, aber Ted sah weg, hantierte mit der Nadel und flüsterte etwas, das beruhigen sollte und vom Wind fortgerissen wurde. Mit ölverschmierten Fingern tastete der Schütze verzweifelt nach den fehlenden Teilen. Der Pilot und der Navigator hielten seine Arme fest. Wahrscheinlich, dachte Ted, als er am Waldrand stand, war der Bordschütze schon tot. Zuviel Blut war um ihn herum gewesen, eine heiße Springflut, die sich auf dem Boden in Pfützen sammelte und gefror. Der andere Mann, der Heckschütze, der eindeutig tot war und den sie neben dem Verwundeten niedergelegt hatten, hatte keine einzige Schramme. Langsam neigte Ted den Kopf nach hinten und sog die Luft tief in seinen Körper ein. Wenn er als Junge zu Hause im Wald Eichhörnchen geschossen hatte, h atte es manchmal Tage wie diesen gegeben, Tage ohne Farben, an denen der Himmel ölig und grau war und seine Finger an der 22er steifgefroren vor Kälte. Das Flugzeug lag still auf der gefrorenen Wiese, hinter ihm eine brandschwarze Schneise, vor ihm, keine fünfzehn Meter von seiner Nase entfernt, der Wald. Ein lebendiges Ding, aus dem Himmel herabgestürzt und für immer gelähmt. Ein kraftvoller, heulender Gigant, der auf einer Weide seine letzte Ruhe gefunden hatte. Er hätte die Maschine anzünden sollen. So lauteten seine Instruktionen. Doch er konnte kein Feuer anzünden, in dem womöglich ein lebender Mensch verbrannt wäre. Sie hatten deshalb allen Proviant aus der Maschine zusammengetragen und neben dem Bordschützen aufgestapelt, den sie in Fallschirmseide eingehüllt hatten, Leichentücher, deren weiße Seide sich augenblicklich rot gefärbt hatte. Bald würden Menschen auf die Weide kommen. Der Absturz so einer großen Maschine konnte nicht unbemerkt geblieben sein. Ted w ußte nicht, ob er hier auf deutschem, fanzösischem oder belgischem Boden stand. Gut möglich, daß das Gebiet in deutscher Hand war. Er mußte tiefer in den Wald hinein, aber er zögerte. Er wollte das Flugzeug nicht verlassen. Es kam ihm vor, als ließe er ein lebendiges Wesen im Stich, einen verwundeten Hund, und lieferte es fremden Händen aus, die es ausweiden würden. Zuerst würden sie die Geschütze nehmen, dann die Motoren, dann jedes brauchbare Stück Metall, bis nur noch das Gerippe übrig war, abgenagte Hundeknochen.Ein Skelett, das die Geier kahlgefressen hatten.Den Lebenden zu dienen, war die erste Pflicht. Ted hätte abbrechen können. Er hatte die Genehmigung dazu gehabt. Er wußte, daß der Einsatz keine Routinesache war, daß sie in deutsches Gebiet fliegen mußten, nach Ludwigshafen zu der Chemiefabrik. Er hatte das Gefühl gehabt, es werde Unglück bringen, daß er ohne Mason fliegen mußte, seinen Navigator, den er mit seiner englischen Freundin zusammen völlig betrunken in e inem Hotelzimmer in Cambridge aufgestöbe
(Author portrait)
Anita Shreve verbrachte einige Jahre als Journalistin in Afrika und bereiste weite Teile Kenias, bevor sie in die USA zurückkehrte und Schriftstellerin wurde. Anita Shreve lebt mit ihrem Mann in Boston/Massachusetts.