ザラ・キルシュの最新刊詩集<br>Schwanenliebe : Zeilen und Wunder (2. Aufl. 2001. 252 S. 19,5 cm)

ザラ・キルシュの最新刊詩集
Schwanenliebe : Zeilen und Wunder (2. Aufl. 2001. 252 S. 19,5 cm)

  • DVA(2001発売)
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  • 製本 Hardcover:ハードカバー版/ページ数 256 S.
  • 商品コード 9783421054616

基本説明

Von Sehnsucht, Liebe und Melancholie: Lyrische Miniaturen aus dem Jehreslauf der Sarah Kirsch.

Description


(Text)
Von Sehnsucht, Liebe und Melancholie: Lyrische Miniaturen aus dem Jahreslauf der Sarah Kirsch

Aus Zeichen, die Sarah Kirsch ihrer Umwelt abliest, aus Träumen bei offenen und Wirklichkeiten bei geschlossenen Augen, destilliert sie Zeilen, die sich wie Leuchtspuren durch ein Jahr ziehen. Ein Jahr, in dem Wunden und Wunder, Freude und Trauer eng aufeinanderfolgen. Wo stachelige Sterne angeblich Freundinnen sind, wo plötzlich paarweise fliegende Tornados den Frieden verdüstern und der Tod ihr den vertrauten Menschen nimmt. Dennoch kränzt sie die Flüsse mit Rosenketten, läßt Katzen aus Licht entstehen und schnurrbärtige Eulen steigen, webt auch noch Flügel an die Pappelstämme, damit sie davonkommen, wenn sie gefällt werden sollten.

Die Kiebitze wurden wie
Dachpappenfetzen
Herumgewedelt und
Unwillkürlich hobst du die
Arme ich hab gedacht
Ne kleine Runde
Könnten wir schaffen


(Extract)
Ich habe es gewusst als du
Am 20. März gegen Mittag
Als der Himmel die
Sonne wieder weggesteckt hat
Mit leichten leichten Schritten
Da hingestrebt bist.

Oder in Güllehamn durch die
Wiesen rennen zu
Frühlingsbeginn.
Dort schreitet auch das
Schwanenpaar auf der
Einzigen unbehandelten Koppel.

Die Weiden die am Flusse knieten
Der Apfelbaum am Rand der Welt
Gefällt Hungerblumen
Blühen am Wegrand.

Je zwei über die
Sommer- und
Winterdeiche.

Die bekannten Hunde die sich
Anschließen wollten
Wurden zurückgepfiffen.

Ach der großkotzige Torfstich die
Umgebende endlose Heide die
Segelnden Schafswolken im
Kreis ich krieg schon ein
Trauerkloß in meine Kehle.

Blaue Wolken klebten am blauen
Himmel den Pappeldamen vom anderen
Ufer wuchs ein kupfriger Flaum.
Letzte Eisenten schmolzen dahin
Und ein Pärchen Tornados
Flog jenseits der Eider.

Die Kiebitze wurden wie
Dachpappenfetzen
Herumgewedelt und
Unwillkürlich hobst du die
Arme ich hab gedacht
Ne kleine Runde
Könnten wir schaffen.

Hier sehen wir
Mitunter das Trittbrett
Himmlischer Wagen wo wir
Aufspringen können den
Westhorizont abfahren im
Wühlenden Wind als
Kleiner Hauch bei
Abnehmender Sonne.

Der Sonne Spaghetti-Strahlen
Sickern durch auf
Drahtspringer Deichläuferin.
Hohe Lerchengesänge
Bandagieren das Herz.

Brachvogelrufe vom
Regenufer worauf die
Schiffe einbeinig stehn
Krähen durchfliegen
Mit Stöcken den Blick.

Schleppten uns bei dunklem Nebel und
Regen durch die dreifach gedüngten Wiesen
In einem Zwischenreich hin und seltsame
Hölzerne Käfige wurden vorübergezogen
Mit armen ruppigen Seelen im Schafsfell.

Starenwolken schrieben Menetekel hin
Bis eine wackere Lerche
Sich hinter die Wolken aufmachte sang
Sang und wollüstig stürzte wir hörten
Den ersten Brachvogel dudeln.

Um vier aufgestanden meine
Bevorzugte Karfreitagsmusik
Im Radio Bodentruppen
Werden nicht ausgeschlossen
Wir setzen uns mit
Tränen nieder.

Um fünf in den Wiesen
Enten stoben aus den
Gräben unter dem Monde
Stieg und sang eine Lerche
Kiebitzequengelten ja
Noch im Traum.

Sind hier gelandet gestrandet
Mit einem Laib Brot aus Altona.
Adler und Engel am Himmel
Riesige Wolkenbäume Gesang
Aus der Küche.

Letzte Hand angelegt und die
Tänzerinnen auf den Türscheiben
Gewienert. Mit dem Eigentümer
Des Rattenfellmantels durch den
Äther geredet fünf Tage Heimat
Hatten ihn schon entwurzelt.

Die Gartenmöbel sind nach
Draußen gezogen:

Auf der weißen Bank
Hast du im Herbst gesessen dir
Die Nägel geschnitten.

Auf dem blauen Stuhl
Glänzten sieben Monde.

Ein weißer
Schmetterling ein
Zitronenfalter erzählst du
Haben sich mustergültig
Umtanzt wüsste
Gern was es bedeutet.

(Author portrait)
Sarah Kirsch, geboren 1935 in Limlingerrod im Harz, studierte Biologie und Literatur. Sie war als Lyrikerin schon während ihrer DDR-Zeit stark beachtet. Sie lebte in Schleswig-Holstein als freie Schriftstellerin und Malerin. Für ihr Werk wurde sie unter anderem mit dem Heinrich-Heine-, dem Hölderlin- und dem Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur ausgezeichnet. 1996 erhielt sie den Georg-Büchner-Preis, 2005 den Jean-Paul-Preis und 2006 den Johann-Heinrich-Voß-Preis. Sarah Kirsch starb im Mai 2013.